Stadtwald Schwerte

Wildnis zwischen Schwerte und Dortmund? Diese Vision des Schwerter Stadtrates soll in den nächsten Jahrzehnten in einem ausgewählten Waldstück Wirklichkeit werden. Seit 2019 ist ein kleiner Bereich des Schwerter Waldes aus der forstlichen Nutzung genommen worden.

Wildnisentwicklung am Rande des Ruhrgebiets

Das neue Wildnisentwicklungsgebiet „Stadtwald Schwerte“ liegt zwischen dem Dortmunder Stadtteil Aplerbecker Mark und Schwerte (Schwerterheide) östlich der Bundesstraße B 236 und umfasst die Waldflächen zwischen dem Mutter-Möller-Weg und dem Gehrenbach im östlichen Teil des Schwerter Waldes. Hier wächst überwiegend Buchenmischwald, der trotz vorangegangener Durchforstungen noch etliche Althölzer und Uraltbäume besitzt und verschiedene Altersphasen aufweist. Beigemischt sind Bergahorn, Traubeneiche und Stieleiche, die teilweise eigene Bestände bilden sowie kleinere Parzellen mit Roteichen und Nadelhölzern. Undurchdringlich sind Bereiche, in denen der Ilex, die Stechpalme, in der Strauchschicht dominiert. Besonders interessant sind die naturbelassenen Altbuchenbereiche, die auf einem basenarmen Untergrund, Tonschiefern und Sandsteinen des Ardeygebirges, stocken. Mit der Weißlichen Hainsimse, der Behaarten Hainsimse, dem Schönen Johanniskraut und dem Rippenfarn wachsen hier Charakterarten der Hainsimsen-Buchenwälder, die als Lebensräume europäischer Bedeutung geschützt sind und hier in typischer Ausbildung vorkommen. Auch die Zweiblättrige Schattenblume und der Salbei-Gamander kennzeichnen diese bodensauren Bedingungen.

Schon 2018 hatte der Rat der Stadt Schwerte die Initiative ergriffen, einen Teil des eigenen Stadtwaldes als Wildnisentwicklungsgebiet auszuweisen, seit der Unterschutzstellung 2019 findet hier endgültig keine Forstwirtschaft mehr statt. Abgesehen von den Wegrändern wird kein Baum geschlagen und kein neuer Baum gepflanzt. Dies soll dazu führen, dass sich im Schwerter Stadtwald ein vom Menschen weitgehend unbeeinflusster Wildniswald entwickeln kann, der auch die Zerfallsphase des Waldes wieder einschließt. Destruenten wie Pilze und Insekten bauen in dieser Zerfallsphase altes und totes Holz ab und bereiten dadurch wieder Lebensraum für neue Baumgenerationen. Genau diese artenreiche Zeitspanne fehlt im Wirtschaftswald, da durch die Holzernte das Holz vorher oftmals komplett per Kahlschlag und Holzabfuhr entnommen wird. Alte und kranke Bäume dürfen im Wildnisgebiet absterben und werden als stehendes oder liegendes Totholz zu einem eigenen Lebensraum. Spechte, zahlreiche totholzbewohnende Käferarten oder holzzersetzende Baumpilze benötigen diese Strukturen als natürlichen Lebensraum und kommen z. T. nur noch in solchen Alt- oder Wildniswäldern vor. Schon jetzt sind im Stadtwald Schwerte mit dem Mittelspecht, dem Grünspecht, dem Schwarzspecht und der Hohltaube sowie zahlreichen seltenen Baumpilzen, wie der Gelben Braunfäuletramete und dem Flachen Schillerpoling (LANUV 2019) die typischen Bewohner der Zerfallsphase im Gebiet – und haben hier glänzende Aussichten.

Inmitten der Ardeyhöhe erfüllt das Wildnisentwicklungsgebiet zwischen den angrenzenden städtischen Räumen zudem die Funktion als Rückzugs- und Quellgebiet für die Tier- und Pflanzenarten der bodensauren Hainsimsen-Buchenwälder. Die stabilen Populationen des Gebietes ermöglichen Wiederbesiedlungen benachbarter Lebensräume und den Austausch von Leitarten entlang des Waldbandes zwischen dem Hellwegraum und dem Ruhrtal.Das Gebiet ist von Naherholungswegen gut erschlossen und randlich erlebbar – ein Betreten außerhalb der Wege sollte jedoch auch zur eigenen Sicherheit unterbleiben.

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