Wannebachtal
- Naturschutzgebiet Wannebachtal, Schwerte
- Flächengröße: 8,4 ha
- Rechtskräftig seit: 1998
- Weitere Informationen: Die einzige Wegeverbindung im Gebiet verläuft über das Abschlussbauwerk des Regenrückhaltebeckens, die einen Überblick über die Flächen gewährt
Versteckt zwischen dem Westhofener Kreuz und der Bahnlinie Hagen – Schwerte liegt das Naturschutzgebiet Wannebachtal nordöstlich von Schwerte-Wandhofen. Trotz der „verkehrsgünstigen Lage“ ist es durch den tiefen Einschnitt des Wannebaches in die angrenzenden, höher gelegenen Flächen dem hektischen Geschehen im Umfeld entrückt.
Hochwasserschutz bändigt Starkregen und fördert Seggen und Wollgräser
Heute ist der Talraum des Wannebaches eine von Gehölzen unterbrochene Nassbrache, die von Mädesüss-Fluren und Seggenriedern beherrscht wird. Silber- und Bruchweiden säumen den Wannebach und rücken in die Fläche ebenso vor wie Schwarzerlen und Brombeeren.
Der Wannebach hat mehrere Laufkorrekturen erfahren und fließt entlang des westlichen Talrands, bis er in einer Verrohrung unter dem Damm der Bahnstrecke verschwindet. Selbständig arbeitet er sich langsam wieder aus dem ihm auferlegten Zwangsbett heraus, bricht Ufer ab und plant Kurskorrekturen auf seinem Lauf in Richtung Ruhr. Ein in der Vergangenheit abgeschnürter Altarm wird bei Hochwasser wieder regelmäßig geflutet und versorgt die angrenzenden Gehölze und Staudenfluren mit Feuchtigkeit. Die vom Bachlauf herausgearbeiteten hohen Hangkanten an den Talrändern werden von artenreichen Laubwäldern mit dominanter Stieleiche eingenommen.
Seit der Unterschutzstellung 1998 sind im Talkessel mehrere Kleingewässer angelegt worden, die sich in unterschiedlichen Verlandungsstadien befinden und von Ufergehölzen oder Hochstauden gesäumt werden.
Der im ganzen Talraum auffällig hohe Wasserstand hat seinen Grund: Ende der 1980er Jahre wurde am Südende des Gebietes vor der Bahnlinie ein zusätzlicher Damm als Querbauwerk errichtet. Seitdem dient das Tal als Hochwasserrückhaltebecken, das allerdings nur sehr selten geflutet wird. Dennoch wird seitdem von den Seiten zuströmendes Wasser viel länger im Talraum zurückgehalten und vernässt die Flächen des Naturschutzgebietes. Heute ist es kaum vorstellbar, dass vor 40 Jahren der ganze Talboden noch landwirtschaftlich bewirtschaftet war und Heu gewonnen wurde.
Auf diese einschneidende Veränderung hat sich die Natur eingestellt: Zahlreiche Seggenarten wie die Schnabel-Segge (Carex rostrata), die Blasen-Segge (Carex vesicaria) und sogar Wollgras (Eriophorum angustifolium) nutzen die Nässe und wachsen in den üppigen Seggenrieden. Sumpfrohrsänger brüten in den Hochstaudenfluren, Rohrammer und Wasserralle sind zu Gast.
An den Steilufern des Wannebaches brütet regelmäßig der Eisvogel und in Bereichen mit austretendem Hangdruckwasser wachsen Milzkraut-Schaumkraut-Fluren.
Auffallend im Vergleich zu den Zeiten der landwirtschaftlichen Nutzung ist vor allem auch das Vorrücken der Gehölze. In Teilen wächst am Wannebach bereits wieder ein Auenwald heran, die einstmals offenen Hangkanten tragen einen dichten Strauch- oder Baumbewuchs. Regelmäßig müssen deshalb aufkommende Gehölze in den Nassbereichen entfernt werden, um den halboffenen Charakter des Gebietes und damit den Lebensraum der schützenswerten Tiere und Pflanzen zu erhalten.
Trotz seiner Lage als Inselbiotop zwischen den Verkehrsachsen ist das Wannebachtal ein sehr strukturreicher Feuchtlebensraum, der zahlreichen bestandsbedrohten Pflanzen- und Tierarten einen wichtigen Rückzugsraum bietet und dessen Morphologie in weiten Teilen noch einer naturnahen Bachaue nahekommt. Entlang der Gewässerachse erfüllt es eine bedeutsame Vernetzungsfunktion zwischen dem Ruhrtal und den oberhalb liegenden Gewässersystemen.