Ostholzbachtal
- Naturschutzgebiet Ostholzbachtal, Fröndenberg
- Flächengröße: 43,0 ha
- Rechtskräftig seit: 2002
- Weitere Informationen: Von der Eulenstraße verläuft über den Stromberg längs durch das Gebiet ein Wald- und Wanderweg bis hinunter zur Ardeyer Straße
Der Ostholzbach im Westen Fröndenbergs folgt dem Haarstrangabfall nach Süden bis zur Ruhr. Auf seiner nur gut 3,5 km kurzen Laufstrecke verläuft seine Reise entlang zweier Erdzeitalter und Naturräume und legt damit beispielhaft die Entstehung und Zweiteilung der Natur im südlichen Kreis Unna offen. Auf 2,5 km begleitet seit 2002 das gleichnamige Naturschutzgebiet das Ostholzbachtal von den zwei Quellen im Waldgebiet Buschholt südlich Frömern bis zur Ardeyer Strasse, etwa 1 km vor der Mündung in die Ruhr.
Zwischen Kreide und Karbon: Kalktuffquellen und Erlen-Eschen-Auenwald
Die Ostholzbachquellen sind „Schichtquellen“, die an der Schichtgrenze zwischen den hier abgelagerten wasserdurchlässigen Kalkmergelschichten der Oberkreide (~ 100 Mio. Jahre alt) und den wasserstauenden Tonsteinen des Oberkarbons (~ 300 Mio. Jahre alt) entspringen. Durch die Versickerung in kalkreichen Kreideschichten ist das Bachwasser mit Calciumcarbonat angereichert.
Charakteristisch für diese Carbonat-Quellbäche sind kalkverkrustete Moosüberzüge. Die in diesen Bereichen wachsenden verschiedenen speziellen Wassermoose entziehen dem Wasser für ihre Photosynthese Kohlendioxid. Dies bewirkt, dass die Löslichkeit des Kalkes im Wasser herabgesetzt wird. Der Kalk fällt aus und lagert sich an den Moospflanzen ab. Auf diese Weise entsteht in vielen Jahr(hundert)en im Bereich der Moospolster fester Kalktuff – kleine “Dämme” aus Kalk, die sich auch auf weiten Strecken unterhalb der Quellen noch nachweisen lassen
Der empfindliche Quellbach ist aufgrund seiner besonderen und konstanten Lebensbedingungen ein seltener und nicht ersetzbarer Lebensraum für Quellschnecken, Planarien und verschiedene Moosarten und darf keinesfalls betreten werden. Kalktuffquellen sind europaweit streng geschützt und gehören zu den prioritären Natura-2000-Lebensräumen.
Auf seinem Lauf durch die Erdgeschichte verlässt der Ostholzbach dann die jungen Kreideschichten und schneidet sich jetzt in die älteren silikatischen, kalkarmen Tonsteine des Karbons ein. Abgeschnittene alte Bachschlingen, Kolke und kleinere Abstürze kennzeichnen die vielgestaltige Ostholzbach-Aue und sorgen für einen hohen Strukturreichtum. Dort finden sich in dem wunderschönen Schwarz-Erlen-Eschen-Auwald am Gewässerrand seltene Pflanzenarten wie die Hirschzunge, die Einbeere, das Mittlere Hexenkraut, die Dünnährige Segge oder der Sumpf-Pippau. Feuersalamander vermehren sich in strömungsarmen Bachbereichen, Grasfrösche laichen im Frühjahr in wasserführenden Nebenläufen.
Auch die alten Laubwaldbereiche an den steileren Hängen des Bachtales sind von den unterschiedlichen Ausgangsgesteinen geprägt: Zwar dominiert überall die Rotbuche, aber am Oberlauf wachsen krautreiche Waldmeister-Buchenwälder oder buchenreiche Stieleichen-Hainbuchenwälder mit Perlgras, Schlüsselblume und Gold-Hahnenfuß. Deutlich unterschiedlich sind nur wenige hundert Meter bachabwärts die sauren Hainsimsen-Buchenwälder mit einer sehr kargen Krautschicht, z. B. dem Rippenfarn, dem Adlerfarn oder der Heidelbeere. Altholz- und Höhlenbewohner wie der Schwarzspecht und der Waldkauz nutzen diese Lebensräume. Naturfernere Waldbestände mit Fichten sind in den letzten Jahren dem Borkenkäfer und Stürmen zum Opfer gefallen und sind ebenso wie die Kiefern oder Hybridpappeln zur Umwandlung in standortheimische Laubwälder vorgesehen.
Westlich des Ostholzbaches, entlang der zulaufenden und ortsüblich als „Siepen“ bezeichneten Einschnitte kleinerer Nebenbäche, werden einige Grünlandflächen als Wiesen extensiv bewirtschaftet. Eine Sumpfdotterblumenwiese im Südteil weist noch die typischen Feuchte- und Nässezeiger wie Wald-Engelwurz, Sumpf-Vergißmeinnicht und Waldsimse auf und wird durch eine einmalige Mahd im Spätsommer vor der Verbuschung geschützt.
Die deutliche geologische und in der Folge auch vegetationskundliche Grenze mitten im Naturschutzgebiet trennt an dieser Stelle die Naturräume Münsterland (Westfälische Bucht) und Sauerland (Süderbergland) voneinander. Das Ostholzbachtal lässt wie kaum ein anderes Gebiet im Kreis den Blick auf den Hintergrund dieser Grenzziehung zu.