Lippeaue von Lünen bis Schleuse Horst

Das Naturschutzgebiet erstreckt sich entlang des Überschwemmungsgebiets der Lippe von der Lüner Innenstadt im Osten bis zum Ende eines großen Lippebogens nahe der ehemaligen Schleusenanlage Horst im Westen.

Während das Flussbett in der Lüner Innenstadt noch befestigt und eingeengt ist, so öffnet sich die Lippeaue bald wieder nach Westen hin. Dieser Abschnitt, der sich bis zum Wehr Buddenburg erstreckt, sowie das Segelflugplatzgelände außerhalb des Naturschutzgebiets, bildet eine große, zusammenhängenden Grünlandfläche. 

Alte Kulturlandschaftselemente wie Kopfbaumreihen, Feldhecken und einige Baumreihen gliedern das Gelände nordseitig der Lippe, welches extensiv beweidet wird. Ein engmaschiges Netz von Kleingewässern, darunter viele, die erst in den letzten Jahren angelegt wurden, schafft attraktive Lebensräume für Wat- und Wasservögel sowie Amphibien. An der großen Wasserfläche am Fuß des Deiches kann man das ganze Jahr über Enten- und Gänsearten beobachten. Außerdem beheimatet das Gebiet den europaweit geschützten Kammmolch. Er bewohnt einige der Gewässer, die reich strukturiert sind und in denen wertgebende Wasserpflanzen wachsen. 

An einigen Uferabschnitten wurden die Wasserbausteine wieder entfernt und vor allem an den Prallhängen wurden neue Ufer-Steilabbrüche geschaffen. Sie haben sich schnell zu attraktiven Brutplätzen für Uferschwalben entwickelt. Lange Zeit war die Uferschwalbe aufgrund fehlender geeigneter Lebensraumstrukturen aus der Lippeaue verschwunden. Nun ist sie wieder regelmäßig dort anzutreffen, obwohl die Brutpaarzahlen von Jahr zu Jahr stark schwanken können. 

Der Boden in der Lüner Lippeaue hat einen besonders hohen Sandanteil. Das Verhältnis von Grabbarkeit und Stabilität ist nicht nur für die Uferschwalbe und den Eisvogel zur Anlage stabiler Brutröhren wichtig. Auch Kaninchen profitieren sichtbar von den Bodenverhältnissen, sodass auf einigen Grünlandflächen flächig Gänge und Bauten zu finden sind. In diesen Bereichen ist das natürliche Relief der Aue erhalten geblieben. Sie trocknen schneller ab, wodurch sie nährstoffärmer sind und anspruchsvollere Grünlandarten wie der knollige Hahnenfuß (Ranunculus bulbosus) gedeihen lassen. 

Das Wehr Lippholthausen wurde einst gebaut, um das STEAG-Kraftwerk mit Wasser zu versorgen. Doch nach dem Abriss des Kraftwerks steht es nun still und funktionslos da. Die Veränderungen am Bauwerk haben die biologische Durchgängigkeit des Flusses nachhaltig beeinträchtigt.  

Der nachträgliche Bau einer Umflut konnte den ungehinderten Austausch im Fluss nicht sicherstellen, wie neuere Forschungen zu wandernden Fischarten zeigen. Erst durch den Rückbau der Wehre wird zukünftig eine natürliche Dynamik im Flusslauf möglich sein. 

Nur noch die Erlebnisstation des Rundweges der Lüner Lippeaue erinnert an den nahegelegenen ehemaligen Standort des Schlosses Buddenburg. Die verfallenen Gebäude wurden in den 1970er Jahren abgerissen. Von der Lippebrücke aus bietet sich ein imposanter Blick auf einen der einst größten Industriekomplexe Europas. Vor dem Deich erstreckt sich eine Landschaft, die an eine Savanne erinnert: Die brachliegenden Glatthaferwiesen sind locker mit Gebüschen durchsetzt. Auf der Fläche liegt ein seit fast 200 Jahren abgeschnittener Altarm, der noch schwach vom Oberflächenwasser durchströmt wird und langsam verlandet. Hier konnte sich ein Auwald weitestgehend ungestört entwickeln. Er umgibt eine extensiv bewirtschaftete Glatthaferwiese, die auf den sandigen Uferwällen mager und krautreich gedeiht. 

Anfang des 19. Jahrhundert wurde massiv in den Verlauf der Lippe eingegriffen, um sie schiffbar zu machen. Der Flusslauf wurde durch Begradigungen und Durchstiche verkürzt, um enge Schleifen zu umgehen. Außerdem wurden Schleusenbauwerke wie die „Schleuse Horst“ errichtet. Heute führt die ehemalige Schleusenkammer nur noch wenig Wasser und ist größtenteils von gesetzlich geschützten Biotopen wie Weidengebüschen und Röhrichten bedeckt. In der Lippeschleife existieren noch Feuchtgrünländer und Blänken mit einer Vielzahl von Binsen und Seggen, die das typische reliefreiche Auengelände bilden. In der Umgebung kann man im Herbst und Winter regelmäßig durchziehende und überwinternde Gänse und Schwäne beobachten. 

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