Strickherdicker Bachtal

Mit dem Naturschutzgebiet „Strickherdicker Bachtal“ ist 2002 beispielhaft der Talausschnitt eines der Ruhr zufließenden Siepens zwischen Fröndenberg-Strickherdicke und Langschede unter Schutz gestellt worden.

Gerade war gestern – der renaturierte Bachlauf zwischen ehemaligen Flößwiesen

Bis in die 1950er Jahre war das Strickherdicker Bachtal in Fröndenberg wie viele andere Bachtäler fast auf ganzer Länge durch Rinderweiden und Feuchtwiesen geprägt. Um die Ertragskraft der Grünlandflächen zu erhöhen, hatte man den Strickherdicker Bach für eine Flößwiesen-Nutzung umgestaltet: der Bach wurde begradigt und mittels kleiner Wehre angestaut, um im Winter nährstoff- und kalkreiches Wasser auf das Grünland leiten zu können, diese zu „flößen“. Im Frühjahr wurden die Wehre geöffnet und das Wasser floss wieder ab. Die mit den Bachsedimenten gedüngten und erwärmten Flächen wuchsen besser und schneller und versprachen eine reichere Ernte.

Mit der Verfügbarkeit der Mineraldünger und auch der Mechanisierung der Landwirtschaft geriet die Flößwiesen-Wirtschaft spätestens ab 1950 in Vergessenheit. Landwirtschaftliche Flächen konnten einfacher gedüngt werden und trockenere Grünlandflächen wurden zu Acker umgebrochen. Die nassesten Flächen wurden dagegen aufgegeben: schwerere Maschinen traten bei der Ernte an die Stelle der Handarbeit, die nassesten Flächen waren aber dafür nicht tragfähig genug und nicht befahrbar.  Am Strickherdicker Bach verfielen die alten Flößwiesen-Stauwehre.

In dieser Phase erfolgte die Unterschutzstellung als Naturschutzgebiet. Die umgebrochenen Grünlandflächen wurden zurück in Rinderweiden umgewandelt, die aufgegebenen Nassbrachen im Abstand mehrere Jahre wieder gemäht, damit sie nicht von Gehölzen eingenommen werden.

Allerdings entwickelte der begradigte Strickherdicker Bach ohne den Halt der ehemaligen Wehre ein Eigenleben und schnitt sich immer tiefer ein. Er „verschwand“ bis zu 3 m tief im Lehm des Auenuntergrundes und entwässerte die nassen Lebensräume des Gebietes.

Grund genug für den Kreis Unna, 2018 die Renaturierung des seit Langem begradigten Strickherdicker Baches durchzuführen. Seitdem zieht der Bachlauf wieder in sanften Schwüngen durch das Tal. Beidseitig haben sich südlich des querenden Heideweges Schilfröhrichte, Seggen-Bestände und Feuchtwiesen entwickelt, einige Kleingewässer wurden angelegt. Hier sind Sumpfdotterblumen, Schlank- und Blasen-Seggen sowie Feuersalamander zuhause.

Auf Düngung und die Anwendung von Herbiziden wird auch im mit Rindern beweideten Nordteil des Gebietes verzichtet. An einigen Stellen haben sich hier deshalb magere Rotschwingelrasen mit Feld-Hainsimse und Mausohr-Habichtskraut erhalten können. Neuntöter, Dorngrasmücke und Goldammer brüten in den angrenzenden Hecken, Gebirgsstelzen suchen am Bachlauf nach Nahrung.

An der östlichen Hangkante des Talausschnitts grenzen alte Eichen-Buchenlaubwälder das Gebiet ab. Sie sind der Lebensraum von Mittelspecht, Rotmilan und bieten der Waldschnepfe einen geschützten Rastplatz.

Mit der Unterschutzstellung ist der Erhalt und die Weiterentwicklung dieser landschaftstypischen  Bachaue mit ihren vielfältigen Lebensräumen gelungen.

Hast du noch Fragen?