Holzplatz
- Naturschutzgebiet Holzplatz, Bönen/Kamen
- Flächengröße: 26,0 ha
- Rechtskräftig seit: 1998
- Weitere Informationen: Das Gebiet ist nur über den querenden Radweg zugänglich
Dass sich nach dem Rückzug des Bergbaus im Ruhrgebiet spannende und auch grüne Folgelandschaften entwickelten, ist im Pott allgemein bekannt. Dass aber ein ehemaliger Zechenlagerplatz zum Naturschutzgebiet wurde, eine seltene Ausnahme. Im Naturschutzgebiet Holzplatz südwestlich des Bahnhofes Bönen wird der Spagat zwischen Natur aus zweiter Hand und natürlicher Sukzession gelebt.
Vom Lagerplatz der Steinkohlenzeche zum Naturschutzgebiet
Nach der endgültigen Stilllegung der Zeche Königsborn III/IV 1981 in Bönen-Altenbögge entwickelte sich der ehemalige Lagerplatz der Grube zu einem hochgradig schützenswerten Refugium. So wurde 1995 dieser Teil der Zechenbrache als Naturschutzgebiet „Holzplatz Bönen“ ausgewiesen. Der Name „Holzplatz“ rührt von dem historischen Ausbau der Schächte und Stollen unter Tage mit (Nadel-) Holz, das südlich des Förderturms gelagert wurde. Bis zur weitgehenden Ablösung des Werkstoffs Holz als Ausbaumaterial wurden so aus verschiedenen Ländern Baumstämme angefahren. Mit dem Holz gelangten auch anhaftende Pflanzen und Tiere auf den Holzplatz und konnten sich hier ausbreiten. Zudem haben die während und zum Ende des Betriebes aufgebrachten unterschiedlichen Berge- und Schottermaterialien verschiedenste Standorte entstehen lassen: Trockene, feuchte, saure oder basische Substrate wechseln sich oftmals kleinflächig ab und führen mit den im Gebiet verbliebenen Gleisen, Wegen und Tümpeln zu einer Vielzahl von Lebensräumen. Die dunklen, sich schnell aufheizenden offenen Schotterflächen wurden rasch von Pflanzen- und Tierarten besiedelt, deren natürliche Lebensräume in unserem Raum sehr selten oder seit langem zerstört sind. Einschließlich der 1998 erfolgten Erweiterung des Naturschutzgebietes um die südlich angrenzende ehemalige Kokskohlenhalde leben über 500 verschiedene Pflanzensippen hier (LOOS 1992). Der Holzplatz Bönen zählt damit wohl zu den artenreichsten Pflanzenlebensräumen im Kreis Unna. Aufgrund der renaturierten Seseke, die das Gebiet mittig teilt, kann dieses Artenpotential des Holzplatzes als Ausgangspunkt für eine Wiederbesiedlung anderer Gebiete im Kreis Unna entlang der Fließgewässerachse dienen.
Die Vogelwelt des Naturschutzgebietes ist durch Arten halboffener Lebensräume gekennzeichnet: Neuntöter, Grünspecht, Baumpieper, Nachtigall und Dorngrasmücke brüten regelmäßig. Zwergschnepfen und Bekassinen finden im Winterhalbjahr an den Pfützen und Lachen der weiträumigen Halde Schutz und Deckung. Neben Erdkröte, Grasfrosch, Kamm-, Teich- und Bergmolch sind auf dem Platz Laubfrösche und Kreuzkröten nachgewiesen worden.
Besonders artenreich stellt sich die Heuschreckenfauna des Gebietes dar: Mit mindestens 13 Arten, darunter die in Nordrhein-Westfalen seltene Gestreifte Zartschrecke, die Gemeine Sichelschrecke, die Blauflügelige Sandschrecke, die Gefleckte Keulenschrecke und die Langfühler-Dornschrecke, finden sich hier mehr als 60 % aller im Kreis Unna bisher beobachteten Heuschreckenarten.
Eine besondere Herausforderung für den Naturschutz liegt darin, dass viele der seltenen Pflanzen- und Tierarten konkurrenzschwache „Pioniere“ sind. Die artenreichen Brachflächen entwickeln sich bei ausbleibender Störung aber schnell zu Vorwäldern und Industriewäldern mit Birke, Pappel und Weide. Diese natürliche Sukzession führt zu einer Abnahme und dem Erlöschen der bestandsbedrohten Artenvorkommen. Nur durch gezielte Pflege können die Pionierlebensräume erhalten werden. Im Abstand von einigen Jahren werden dazu rotierend Teilflächen gerodet und bis auf den Steinboden aufgerissen. Dann kann hier die Besiedlung wieder von vorne beginnen. Mit Erfolg, wie die Vorkommen des Zwerg-Filzkrauts, des Spießblättrigen Tännelkrauts und der Blauflügeligen Sandschrecke beweisen. Der „Holzplatz Bönen“ konserviert als eine der wenigen unter Schutz gestellten Zechenbrachen des Ruhrgebietes beispielhaft den typischen Lebensraum der Industriebrachen.