Ebberg

Bis 1962 wurde am Ebberg oberhalb von Schwerte-Westhofen ein karbonischer Ruhrsandstein aus dem Berg gebrochen, der sich in vielen Gebäuden der Ruhrstadt wiederfindet. Nach der Aufgabe des Steinbruchbetriebs entwickelten sich die abgebauten Felswände, Gesteinsbänke und Steinbruchtümpel zu einem artenreichen Lebensraum, der 1979 als erstes Naturschutzgebiet im Kreis Unna ausgewiesen wurde. 1998 ist der ehemalige Steinbruch um die östlich benachbarten Laubwälder erweitert worden. Das nach dem angrenzenden Ebberg benannte Naturschutzgebiet ist seitdem 18,6 ha groß.

Ruhrsandstein am Südhang des Ruhrtals

Der 222 m hohe Ebberg liegt am Rand des Ardeygebirges hoch über dem Ruhrtal (120 m NN) und gibt einen weiten Blick ins Sauerland frei. Südöstlich der Erhebung befindet sich der ehemalige Steinbruch. Durch die Abbautätigkeit sind vier im Gelände gut erkennbare, ehemalige Abbausohlen terrassenförmig ausgearbeitet und teilweise durch steile Felsstufen voneinander getrennt. Steinschutthalden und Kleingewässer in den tiefsten Abbaubereichen gliedern die Oberfläche zusätzlich. Der starke Wechsel von edaphischen, mikroklimatischen und anderen standörtlichen Faktoren auf kleinstem Raum erzeugt einen äußerst artenreichen Lebensraum am Südhang des Ruhrtals.

Die ehemals offene Abbaustätte ist mittlerweile weitgehend verbuscht oder bewaldet. Durch gezielte Pflegeinsätze mit dem ehrenamtlichen Naturschutz (AGON Schwerte) werden Teilflächen von Gehölzaufwuchs freigehalten oder maschinell abgeschoben. Hier haben sich Felsbereiche mit Pioniervegetation halten können: Nelken-Haferschmiele und Frühe Haferschmiele, Thymianblättriges Sandkraut, Zwerg-Filzkraut, Rauhe Nelke und Rentierflechten wachsen direkt auf den Sandsteinbänken. Blindschleichen, Waldeidechsen und die Blauflügelige Ödlandschrecke nutzen diese Bereiche zur Nahrungssuche und zum Sonnenbaden.

Offene, feuchtere Bereiche werden von ganz unterschiedlichen Hochstaudenfluren eingenommen und beherbergen beispielsweise einen großen Bestand der Orchidee Breitblättriges Knabenkraut.

Zu Beginn der Unterschutzstellung zeichnete sich das Gebiet als artenreicher Amphibienlebensraum mit Geburtshelferkröte, Kreuzkröte sowie der Gelbbauchunke aus. Inzwischen sind diese Arten wie fast überall verschwunden. Dafür sind noch immer stabile Populationen von Berg-, Teich- und Fadenmolch, Erdkröte und Feuersalamander vorhanden, die die vielfältigen Kleingewässer im Gebiet besiedeln und hier auf Froschbiss und Teichlinse treffen.

Flächig dominierend sind in dem alten Steinbruch inzwischen aber Birkenmischwälder, häufig mit Zitterpappel und Salweide als weitere Baumarten. Sie beschatten die alten Gesteinsflächen und Abbauwände und verdrängen dadurch die lichtliebenden krautigen Pionierarten. Die nächste Baumartengeneration folgt diesem Stadium bereits: Traubeneichen kommen mit dem trockenen Kleinklima am Südhang relativ gut zurecht. In der östlichen NSG-Erweiterungsfläche sind ehemals nur sehr kleinflächig Sandsteine abgebaut worden und die Oberflächen ist nicht überall verändert. Hier stocken ältere Hainsimsen-Buchenwälder und Eichenmischwälder sowie aufgeforstete Roteichen- und Kiefernbestände.

Bedeutsam ist der aufgelassene Steinbruch auch hinsichtlich der Einblicke in die Erdgeschichte: die Abbruchwände legen die geologisch ältesten Gesteinsfolgen des Kreisgebietes zwischen den flözleeren und flözführenden Schichten des Oberkarbons frei.

Als östlicher Ausläufer des Ardeygebirges vermittelt der Ebberg trotz der einschneidenden Wirkung der benachbarten Autobahn 1 zwischen dem Haarstrang und den Naturräumen des Ruhrtals und ist ein bedeutender Refugialraum für trockenheitstolerante Arten am Rand des Ballungsraumes.

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