Bahnwald

Das Naturschutzgebiet „Bahnwald“, formal 2 zusammenhängende, gleichnamige Naturschutzgebiete in den Gemeinden Holzwickede und Schwerte umfasst 93,7 ha und liegt im Naturraum Niedersauerland mit der Fröndenberg-Schwerter Ruhraue. Es nimmt den anthropogen stark überformten Ruhrauenabschnitt östlich von Schwerte-Geisecke, südlich des Standortübungsplatzes Holzwickede-Hengsen und nördlich der Wassergewinnungsflächen an der Ruhr ein.

Ein durch und durch menschengemachter Lebensraum in der Ruhraue - das Naturschutzgebiet Bahnwald

Anfang des vorherigen Jahrhunderts ist das Ruhrtal hier weitestgehend umgestaltet worden, ab 1911 mit dem Bau eines großen Rangierbahnhofes im Nordteil des NSG, der im zweiten Weltkrieg zerbombt worden ist, sowie bis 1939 mit der Anlage des Stausees Hengsen, an dessen Südufer die Kreisgrenze zum Märkischen Kreis verläuft. Die Schotterflächen der ehemaligen, teils noch als Mauerreste erhaltenen Bahnanlagen werden heute durch einen Sekundärwald – dem „Bahnwald“ – eingenommen, in dem die angepflanzten Hybridpappeln inzwischen abgängig sind und einer artenreichen Baum- und Krautschicht heimischer Arten Raum geben. Der nördlich daran angrenzende Waldbereich ist abgesehen von einer Stieleichen-Hainbuchenwald-Parzelle weitgehend mit Roteichen aufgeforstet. Dagegen ist der südlich gelegene Laubwaldbestand zwischen Stausee und Bahn in Teilbereichen auch durch naturnahe Rotbuchen- und Mischwälder heimischer Arten geprägt und beheimatet zahlreiche Fledermausarten.

Ein Viertel der NSG-Fläche nimmt der Stausee Hengsen ein, der zur Wassergewinnung als flacher Ruhrstau im Nebenlauf angelegt worden ist und als wichtiges Rastvogelgebiet im mittleren Ruhrtal gilt. Auf einer vegetationsfreien Insel befindet sich dort eine Kormoran-Brutkolonie. Flachere Bereiche des Wasserkörpers werden vor allem von der Wasserpest eingenommen, das bewaldete Nordufer ist fast vegetationsfrei, nur am Südufer ist ein Röhrichtsaum ausgebildet. Die zulaufenden Bachläufe sind nur im Mündungsabschnitt naturnah ausgebildet, im Bereich des ehemaligen Rangierbahnhofes aber auf langer Strecke vollständig verrohrt.

Zahlreiche zumeist nur im Frühjahr Wasser führende Bombentrichter sind überall in den Waldgebieten zu finden und sind wertvolle Laichhabitate für Grasfrosch, Erdkröte sowie Molche. Eine Besonderheit stellt das Areal des ehemals hier befindlichen historischen Adelssitzes Lappenhausen am Ostrand des Gebietes dar. Alte Graben- und Gräftenstrukturen sind in den inzwischen wieder bewaldeten Bereichen noch zu erkennen, strukturieren das Gebiet und sind als Bodendenkmal geschützt.

Am Nordrand des NSG sind neben extensiv bewirtschafteten Wiesen unterhalb der dort verlaufenden Hochspannungs-Freileitung in Geländesenken auch artenreiche Feuchtbrachen zu finden.

Wertgebend für das Gebiet und von überregionaler Bedeutung ist die offene Wasserfläche des Stausees Hengsen mit ihrer wichtigen Funktion als Rast- und Überwinterungsgebiet für Wasservögel und Jagdgebiet für die angrenzend reproduzierenden und überwinternden Fledermäuse. Die naturnahen und in Umwandlung befindlichen Waldbereiche bergen ein hohes Entwicklungspotential, ebenso die zahlreichen Kleinstgewässer und die zufließenden Bachläufe.

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