Wälder bei Cappenberg

Die „Wälder bei Cappenberg“ bestehen aus vier Teilgebieten, die zu einem großen FFH-Gebiet zusammengeschlossen sind und sich über drei Gemeinden erstrecken – Natura 2000 Gebietskennung DE-4311-304.
Diese Schutzkategorie weist den Laubwäldern eine bedeutende Rolle im EU-weiten Schutzgebietsnetz „Natura 2000“ zu. Die Wälder sind zudem als zwei Naturschutzgebiete mit jeweils 251 ha und 424 ha Fläche (West- und Ostteil) ausgewiesen.
 

Als eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete des Kernmünsterlands thronen die Cappenberger Wälder auf den in der Kreidezeit entstandenen Cappenberger Höhen. Die beiden westlichen Teilgebiete, Osthüserholz und Südholz, präsentieren ein bewegtes Relief mit markanten, tief eingeschnittenen Bachtälern, die sich sanft in Richtung der Lippeaue hinabwinden. In dem größten Teilgebiet, dem Kohusholz, zeigen sich Kreidesandmergelschichten und Geschiebelehmüberdeckungen mit sanften Neigungen und flachen Wellen. Hier gewinnt der Oberlauf der Funne an Form: in ausgeprägten Mäandern, mit Steilufern, Sand- und Schotterbänke gräbt sie sich von Westen nach Osten in das Gelände. 

Der Wald ist reich an alten Bäumen und Totholz. In einigen Parzellen findet man beeindruckende Baumriesen mit einem Alter von über 250 Jahren und natürliche Waldgesellschaften und besonders schützenswerte FFH-Lebensraumtypen prägen das Gebiet.  

Die verschiedenen Waldtypen spiegeln die Vielfalt der standörtlichen Bedingungen wider: der Hainsimsen-Buchenwald breitet sich auf den basen- und nährstoffarmen Böden aus wohingegen der Flattergrasbuchenwald auf nährstoffreicheren Standorten entstanden ist. Im Frühling erstrahlt der Waldmeister-Buchenwald auf kalkreichen Böden, die ihre Entstehung den kreidezeitlichen Ablagerungen und den Löss-Anwehungen verdanken. Auf nährstoffreichen feuchten bis staunassen Böden bedeckt der Stieleichen-Hainbuchenwald mit seiner artenreichen Krautschicht das Gebiet. Erlen- Eschen- und Weichholz-Auwälder begleiten die teils steil eingekerbten Bachtäler und die Aufweitungen der Funne.  

Die Größe, Vielfalt und der hohe Grad an Natürlichkeit machen diese Wälder nicht nur zu einem faszinierenden Ort, sondern auch zu einem Lebensraum für eine vielfältige Fauna. Viele Tiere sind eng an bestimmte Habitate gebunden, die erst in fortgeschrittenem Alter die notwendigen Strukturen bereitstellen, wie beispielsweise Totholzvorkommen, die reich an Höhlen sind oder von ganz bestimmten Pilzen besiedelt werden. Dies betrifft besonders kleine Organismen wie z.B. den Mulm bewohnenden Bockkäfer oder den Schillerfalter, der spezifische Merkmale der Baumkronenschicht benötigt.

Das Nebeneinander verschiedener Biotoptypen und Lebensraumstrukturen ist oft entscheidend. Greifvögel nutzen den Wald als Nistplatz und die offene Agrarflur als Jagdrevier. Neben dem bekannten Mäusebussard ist der Wespenbussard eine bemerkenswerte Brutvogelart in den Cappenberger Wäldern. Selbst der früher stark gefährdete Uhu hat hier bereits vor Jahren einen Brutplatz gefunden und trägt so zur Vielfalt und Schönheit dieses Lebensraums bei. 

Die unmittelbar an die Feldflur angrenzenden Waldlebensräume sind nicht nur für den lokalen Biotopverbund von Bedeutung. Aufgrund ihrer Lage an der Grenze zum Emscherland und zu den Hellwegbörden haben die Cappenberger Wälder auch eine übergreifende Bedeutung als Vernetzungselement für den Artenaustausch, sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene. 

Die ökologische und kulturelle Wertigkeit dieser Wälder resultiert aus einer langen Geschichte nachhaltiger Waldwirtschaft, die bereits in historischen Zeiten praktiziert wurde. In jüngster Vergangenheit sind weitere Besonderheiten hinzugekommen: In einer geschützten Naturwaldzelle wird jegliche Bewirtschaftung ausgeschlossen und es finden ausschließlich natürliche Prozesse statt ohne, dass der Mensch eingreift. Im Südholz wurde die Nutzung als Bestattungswald zugelassen wofür als Ausgleich große Waldparzellen für mehr als ein Jahrhundert forstlich unberührt bleiben. Eine weitere Waldfläche wird als „Kohärenzmaßnahme“ entwickelt, um die Naturnähe zu fördern.  

Ein weitläufiges Wegenetz bietet Ihnen die Möglichkeit die Cappenberger Wälder zu erleben. Auf markierten Wanderwegen können Sie das Waldgebiet auf eigene Faust erkunden und vielfältige Eindrücke sammeln. Die ruhige Atmosphäre in diesem außergewöhnlichen, alten Wald ist einzigartig und lädt zum Erholen und Entspannen ein. 

Die Gebietsbeschreibungen im offiziellen Fachinformationsportal des LANUV NRW (Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz, Nord-Rhein-Westfalen):

„Wälder bei Cappenberg-Ost“ (UN-51; 421 ha)
„Wälder bei Cappenberg-West“ (UN-50; 253 ha) 

Nachfolgend die Daten des Natura 2000/FFH-Gebiets Wälder bei Cappenberg inklusive Verlinkung zu der offiziellen Natura 2000-Gebietsbeschreibung des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV NRW):

Kennung

DE-4311-304

Fläche (ha)

672,9

Fläche (ha) innerhalb des Kreises Unna

672,9

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