Die Bedeutung der Lippeaue für unsere arktischen Wildgänse

Der Untere Niederrhein ist zwischen Duisburg und dem niederländischen Nijmegen als Überwinterungsgebiet für unsere arktischen Wildgänse mittlerweile allseits bekannt und daher nicht nur von Vogelliebhabern geschätzt. Auf den weiten Grünlandflächen, die mittlerweile das wichtigste Rastgebiet in Westeuropa darstellen, tummeln sich Bläss-, Saat-, Weißwangengänse und Co.

Auch die großflächigen Grünlandflächen in der Lippeaue des Kreis Unna gewinnen zunehmend an Bedeutung für die geflügelten Gäste, die gerade aus ihren sibirischen Brutgebieten zu uns kommen. Die Lippeaue bietet ihnen eine gute Übersicht, um Fressfeinde frühzeitig wahrzunehmen. Hier findet tagsüber die Äsung statt. Niedrige, nährstoffreiche Vegetation steht bei den Pflanzenfressern dabei im Fokus. Gen Abend brechen die Gänse dann lautstark zu größeren Gewässern auf, wo sie sicher die Nacht verbringen können.

Schaut man genauer hin, so finden sich in den vergangenen Jahren immer größere Bestände der arktischen Arten zwischen rastenden Trupps unserer heimischen, bei uns brütenden Graugans und den nicht heimischen Kanada- oder Nilgänsen. Diese Trupps können schon mal mehrere hundert Individuen umfassen. Beobachtungen zusammen mit dem ehrenamtlichen Naturschutz zeigten bereits Anfang der Nullerjahre eine Überwinterungstradition der Blässgans bei uns in der Lippeaue auf. Meist handelte es sich dabei jedoch eher um kleinere Bestände, die über längere Winterzeiträume bei uns festgestellt werden konnten. Mittlerweile sind größere Trupps an arktischen Gänsen bei uns aber keine Seltenheit mehr.

Die großflächigen Grünlandflächen in der Lippeaue sind weitgehend im Eigentum der öffentlichen Hand und sind damit prädestiniert für den Schutz der seltenen Gäste. Wenn Sie sich hier genug Fettreserven anfressen können, müssen sie nicht auf angrenzende Ackerflächen ausweichen, wo sie mitunter größeren Schaden anrichten können. Bleiben die Gänsetrupps auf dem Grünland innerhalb der Schutzgebiete ungestört, hilft das den Tieren und ihren Energiereserven ebenso wie unserer Landwirtschaft, deren Wintergetreideeinsaat auf den auenfernen Ackerflächen nicht durch äsende Gänse geschädigt wird.

Die Tiere sind sehr scheu und fühlen sich bei jedem kleinsten Verdacht bedroht. Ein aufsteigender Gänseverbund sieht zwar erst einmal spektakulär aus, stellt aber aus Vogelsicht eine ernste Störung dar. Damit verbunden ist jede Menge Stress und die Verbrennung von wertvollen Fettreserven für den Rückflug von Ende Februar bis Ende März. Immer wieder kam es aber in den letzten Wochen zu ungebetenen Störungen durch Spaziergänger und andere Erholungssuchende zum Beispiel in den Rieselfeldern Werne. Oftmals merken die Leute gar nicht, dass Sie die offiziell ausgewiesen Wege verlassen und die Vögel aufmischen. Die Biologische Station und die Untere Naturschutzbehörde bitten daher noch einmal dringlich darum, das Wegegebot in den Naturschutzgebieten des Kreises zu beachten und Hunde an die Leine zu nehmen.

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