Alter Ruhrgraben
- Naturschutzgebiet Alter Ruhrgraben, Schwerte
- Flächengröße: 30 ha (UN)
- Rechtskräftig seit: 1998
- Weitere Informationen: Das Gebiet ist über den Westhofener Weg, den Eyweg, den Schunkenweg und den Ehrenkampweg für Fußgänger und Radfahrer zugänglich
Der Alte Ruhrgraben liegt als schmales, langsam fließendes Gewässer an der südwestlichen Grenze des Kreises Unna unterhalb der Mittelterrassenkante der Ruhr. Er verläuft in einer alten Flutrinne des Flusses, die im Gelände nur noch zu erahnen ist. Zur Stadt Hagen markiert er die Grenze des Kreises. Beidseitig liegt das insgesamt 43,5 ha (13,5 + 30 ha) große und seit 1994 (Stadt Hagen) bzw. 1998 (Kreis Unna) ausgewiesene gleichnamige Naturschutzgebiet “Alter Ruhrgraben”. Auf Hagener Seite umschließt es die nördlich der Ruhrtalstraße liegende Flussterrassenkante mit Feuchtwiesen und Gebüschen und im Kreis Unna die Grünlandflächen und Gehölze zwischen dem Hof Niederweisched und der Ruhrbrücke in Schwerte-Westhofen.
Entlang der Auenkante ist es nass
Obwohl vollständig in der Flussaue gelegen, hat das Gebiet nur am äußersten westlichen Rand Kontakt zur Ruhr. Dort liegt am Ufer des historischen Ruhrbogens eine große Kiesinsel am Gleithang des Flusses. Nach jedem Hochwasser beginnt auf den dann wieder freigeräumten Kiesbänken die Neubesiedlung durch zahlreiche Pionierarten der Pflanzenwelt wie die Geflügelte Braunwurz oder den Wasser-Ehrenpreis.
Paradoxerweise liegen die nassesten Lebensräume des NSG aber in den ruhrfernsten Bereichen. Hier entwässert der verschlammte und ausufernde “Alte Ruhrgraben” die Grünlandflächen nicht mehr, so dass Feuchtwiesen mit Sumpfdotterblumen, Mädesüß und Kuckucks-Lichtnelke entstanden sind. Schilf und Schwertlilien säumen das Grabenufer. Andererseits strömt an der Flussterrassenkante der Ruhr vielerorts Hangdruckwasser aus und vernässt die Bereiche am Fuß der Kante zusätzlich. Nassbrachen mit Wasser-Ampfer, Sumpf-Helmkraut und Fuchs-Segge sowie Erlen-Eschen-Gehölze mit Milzkrautfluren besiedeln diese Bereiche.
Seit der Unterschutzstellung werden die großen Grünlandflächen unterhalb der historischen Hofstelle Niederweisched nur noch extensiv genutzt und ohne Biozide bewirtschaftet. Artenreiche, magere Wiesen mit vielen Margeriten, mit Hainsimse und Ferkelkraut haben sich seitdem etabliert. Gegliedert wird diese Landschaft durch zahlreiche Kopfweiden, die regelmäßig von der Biologischen Station geschneitelt werden.
Mehrere neu angelegte Kleingewässer sind wertvolle Lebensräume für auentypische Libellen-, Schnecken- und Amphibienarten, die Blauflügel-Prachtlibelle besiedelt den Alten Ruhrgraben. Die vielen verschiedenen Strukturen haben auch eine besondere Bedeutung für die Vogelwelt: Zusammen mit Dorngrasmücken und Goldammern brüten mehrere Neuntöter-Paare in dem Grünland- Hecken-Komplex zwischen Niederweisched und der Ruhr. Die Röhrichte und feuchten Hochstaudenfluren sind Brutgebiete für Rohrammer, Feldschwirl und den Sumpfrohrsänger, Rotmilane, Grau- und Silberreiher nutzen die Wiesen als Nahrungsraum.
Im Ruhrtal verbindet der Alte Ruhrgraben als Vernetzungs- und Wanderachse kreisübergreifend die benachbarten Naturschutzgebiete miteinander und ist ein wichtiges Bindeglied für den regionalen Biotopverbund. 2023 wurde die Unterschutzstellung der als Bereich zum Schutz der Natur ausgewiesenen Ruhraue als zusammenhängendes Naturschutzgebiet angestoßen, in dem auch der Alte Ruhrgraben aufgehen wird.